Mittwoch, 3. April 2013

Life is Good - Nas in Berlin

Nas tourt momentan quer durch Europa, um sein neues Album "Life is Goodvorzustellen und hatte neben Auftritten in Heidelberg und Hamburg auch Berlin auf dem Zettel. Für mich war dieses Ereignis natürlich ein willkommener Anlass in den ICE zu steigen und in der Hauptstadt dem selbsternannten Sohn Gottes zu huldigen.

Nachdem ich schon Jay-Z und 50 Cent zu ihren besten Zeiten live gesehen habe, war die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Einer der ganz Großen kommt schließlich nicht alle Tage.
Geladen wurde ins recht unscheinbare Astra Kulturhaus in Friedrichshain. Die Location erinnert mit den Backsteinziegeln eher an das Queensbridge Project, der Heimat von Nas, denn an ein Ort, an dem einer der Hip-Hop-Superstars sein nun schon 20-jähriges Karrierejubiläum zu feiern gedenkt. Jedenfalls war der Laden voll und der Altersdurschnitt war für ein Hip-Hop-Konzert außergewöhnlich hoch - sprich ich war mal ausnahmsweise nicht der Älteste. 
In Sachen Barrierefreiheit ist das Astra Kulturhaus vorbildlich. Alles ist ebenerdig zu erreichen und in der Halle wurde seitlich ein großes Podest aufgebaut, von dem aus man einen guten Blick in Richtung Bühne bekommt. Aber mehr als vier Rollstuhlfahrer sollten nicht gleichzeitig zu einem Konzert kommen, sonst wirds da oben ganz schön eng :)
   

Den undankbaren Part, für eine lebende Legende, den Opener zu machen, übernahm Iggy Azalea. Die 22-jährige Rapperin aus Australien bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen Nicki Minaj und Azelia Banks, hat aber weder die Skills der einen noch das Charisma der anderen. Und nur weil die Dame über ihre P**** rappt. muss ich das nicht gut finden, noch kann ich in dem Song irgendeine Form von Gesellschaftskritik erkennen, wie sie in einem Interview mit Tracks behauptete. 
Mit DJ Green Lantern kam dann -  ein Hoch auf Maschinengewehrsamples -  der sprichwörtliche Startschuss für den Hauptteil des Abends . Innerhalb von 10 Minuten hat der ehemalige Tour-DJ von Eminem genau die Hits gespielt, auf die Du während der Abizeit in Deiner Lieblingsdorfdisco mit einem Rigo in der Hand getanzt hast.
Vor dem Konzert erklärte ich noch jemandem scherzhaft, dass es auf jedem Hip-Hop-Konzert  nach dem "If I say Hey, you say Ho"-Schema abläuft. Nun ja, ich sollte recht behalten, auch hier war es tatsächlich so. Und irgendwie tun mir M.O.P. leid, die im kollektiven Hip-Hop-Gedächtnis ungerechterweise zum One-Hit-Wonder degradiert wurden.
Das Publikum war jedenfalls auf Hochtouren, als Nas die Bühne betrat. Er beuterte zwar auf Life Is Good Tour zu sein, ließ es sich jedoch zu Beginn nicht nehmen, das halbe Illmatic-Album, an dem er sich seit 1994 musikalisch messen lassen muss, zu performen. Ihm macht es anscheinend noch sichtlich Spaß songs wie "N.Y. State of Mind", "Represent" oder "It Ain't Hard To Tell" zu spielen und das Publikum dankt es ihm - Vorsicht Klischee - indem es wie auf Befehl einsetzt, wenn seine Stimme mal versagt und textsicher die Backups mitrappt.
Überhaupt war das 90-minütige Konzert eine musikalische Zeitreise durch seine mal mehr, mal weniger glanzvolle Karriere. Nas weiß was die Leute hören wollen und liefert. Also jegliche Tracks von DJ Premier und die Sachen vom Stillmatic-Album. Zwischendurch darf sein Drummer, der am Schlagzeug nicht weiter auffällt auch mal ans Mic, wo er auch nicht weiter auffällt. Ein musikalischer Seitenhieb auf seine Ex-Frau Kelis darf natürlich ebensowenig fehlen, wie die Reminiszenz an Marvin Gaye und Konsorten.
Alles in allem hat Nas ein gelungenes Konzert abgeliefert und bewiesen, dass er auch nach 20 Jahren im Game noch vorne mitspielen will und mitspielen kann. Einziges Manko war für mich, dass er es nicht wirklich geschaft hat einen Spannungsbogen aufzubauen.
Und "Ether" hat gefehlt.

3 Kommentare:

  1. Hi Phil, bin zufaellig auf deinen Blog gestossen und finde deine Art zu schreiben echt toll. Hoffe noch ein paar Beitraege von dir zu lesen.

    Viele Gruesse aus den Niederlanden,
    Susann

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    1. Hallo Susann, freut mich, dass es Dir gefaellt, was ich hier schreibe. Ja, der naechste Beitrag kommt bestimmt!
      Viele Gruesse aus dem sonnigen Freiburg,
      Phil

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  2. Hallo! Klasse Konzertbericht, das hat mich ermutigt, mich weiter auf den 2. Juli zu freuen, wenn ich selbst Nas als Rollstuhlfahrer im Konzert besuchen kann ... ich gehe davon aus, dass wir uns treffen werden, auf dem ZMF?
    Viele Grüße aus Freiburg,
    Achim

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